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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Die Gasexplosion in Harthausen: Inferno vor der Haustür 2014

Sendedatum: 10.09.2014 • Format, Länge: Film 30 Minuten • Sender: SWR

Ein Knall schreckt am 28. September 2013 die Bewohner von Harthausen aus dem Schlaf. Es ist Samstagmorgen, 5.13 Uhr: Fensterscheiben bersten, Feuer-Fontänen färben den Himmel rot und orange. Die Feuerwehr war zu einem Lkw-Brand auf dem Gelände einer Flüssiggasfirma gerufen worden. Doch als die Feuerwehrmänner löschen wollen, kommt es zu Explosionen. Eine ungeheure Druckwelle schleudert Gastanks durch die Luft. Einer davon landet 450 Meter entfernt in einer Halle. 17 Feuerwehrleute werden verletzt. Manche von ihnen haben Verletzungen, die bis heute nicht verheilt sind. Der Schaden an den Häusern Harthausens beträgt mehr als zehn Millionen Euro. Am Mittwoch, 10. September, nahezu ein Jahr nach den Explosionen, beginnt nun vor dem Landgericht Frankenthal der Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Brandstifter, die für das Inferno verantwortlich sein sollen.

Dieses Gastanklager ist regelrecht in die Luft geflogen. Am 28. September 2013, einem Samstag, den die Menschen hier nie vergessen werden. Heute, fast ein Jahr später, steht ein ehemaliges Liebespaar vor Gericht. Die beiden sollen die Explosionen verursacht haben, wie sie sagt. Er aber schweigt - zu einer Straftat, die mit einem lauten Knall begann.

INTRO und TITEL

Harthausen in der Pfalz. 3000 Menschen leben in der Ortschaft in der Nähe von Speyer. Am 28. September 2013 scheinen hier hunderte Schutzengel eine Versammlung abzuhalten.

Im Gewerbegebiet wohnen Michael Schulz und Maike Böhme. Gegen fünf Uhr morgens gehen sie vor ihr Haus. Blaulicht und Feuerwehrsirenen direkt bei der Gasfirma nebenan haben sie und ihre Neugierde geweckt.

O-TON Michael Schulz, Nachbar: „Das Feuer schien eigentlich relativ unter Kontrolle zu sein.“

Nichts war unter Kontrolle! Feuerwehrleute wurden gerufen, um einen brennenden Lastwagen zu löschen. Doch sie finden gleich drei davon - in mitten von Gas-Tanks. Mehrere Explosionen. 17 Feuerwehrleute verletzt. Verbrennungen.

O-Ton Christian Schneider
O-TON Michael Schulz, Nachbar: „Die Druckwelle hat uns zwei Meter durch den Garten geworfen“

Eine Explosion katapultiert einen Gastank groß wie ein Kleinlaster durch die Luft über Wohnhäuser hinweg in eine Lagerhalle; ein anderer fliegt über eine Straße landet in einem Acker. Immer wieder gibt es Verpuffungen, Teile fliegen wild durch die Luft.

ATMO Polizei: „Verlassen Sie die Straße. Es besteht Lebensgefahr.“

Ungefähr zu dieser Zeit erreichen auch Feuerwehrleute aus Speyer den Einsatzort. Doch noch wissen sie nicht, was da genau brennt.

O-TON Michael Hopp, Feuerwehr Speyer: „Uns wurde eine Gasexplosion gemeldet. Also so ein Standardfall in einem Haus. Wir sahen einen verlassenen Mannschaftswagen. Da wussten wir: 150 Meter zurück."

Denn sie erkennen die Gefahr: Feuer erhitzt Propan- und Butangas in mehreren Tanks. Das Gas fängt zu sieden an. Wie im Kochtopf steigt der Druck. Die Tanks können platzen - so wie hier in diesem Schulungsvideo.
Laut Bundesanstalt für Materialforschung müssten die Tanks von Harthausen diesen Druck aber aushalten.

O-TON Michael Hopp, Feuerwehr Speyer: „Soweit die Theorie, so lange die Flüssigkeitsphase befeuert wird kann der Druck über die Sicherheitseinrichtungen abgeführt wird. Es kann aber passieren, dass der Behälter kurz bevor er leer ist - in der Gasphase - der Druck so schnell ansteigt, dass die Sicherheitseinrichtungen nicht mehr greifen.“

Diese „Sicherheitseinrichtungen“, etwa Überdruckventile an den Tanks – sie haben offensichtlich nicht gegriffen.

Wenn es zu einem Unfall solchen Ausmaßes kommt, muss der Bürgermeister ran. Doch Harald Löffler ist an diesem Morgen auf einer Reise im Odenwald, als ihn die Nachricht von der Explosion erreicht.

O-TON Harald Löffler, Ortsbürgermeister: „Ich war mit einer Gruppe in hinter Moosbach bei Walldürrn und habe dort habe mich sofort ins Auto gesetzt.“

Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass die Nachricht am Telefon ihn nicht nur als Ortsbürgermeister, sondern auch als Geschäftsmann treffen wird.

Ausschnitt Radio: „Guten Morgen an diesem Samstag. Einige in der SWR3-Community sind gerade um etwa Viertel nach Fünf ziemlich unsanft aus dem Bett geworfen worden. Und zwar zum Beispiel Petra aus Harthausen oder Liz. Die haben einen lauten Knall gehört und zum Teil auch einen hellen Lichtschein.“

Während immer mehr Radiosender berichten, werden die verletzten Feuerwehrleute in Krankenhäuser gebracht. Acht kommen nach Ludwigshafen in die BG Unfallklinik. Verbrennungen der Hände und der Atemwege. Werden Ihre Verletzungen heilen oder bleiben?

Die Feuerwehrleute, die nachgerückt sind, versuchen die übrigen Gastanks zu kühlen, damit sie nicht auch explodieren. Doch das Risiko ist zu groß. Deshalb muss Bürgermeister Löffler eine Entscheidung treffen.

O-TON Harald Löffler, Ortsbürgermeister: „Ich habe Evakuierung angeordnet.“

Jetzt starten die Einsatzkräfte ein festgelegtes und aufwendiges Programm. Eine Maschinerie fährt hoch. Einen Kilometer rund um den Gashandel: Sperrzone. Harthausen wird abgeriegelt.
Am Rand der Sperrzone, auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums, versammeln sich hunderte Einsatzkräfte. Journalisten kommen auch hierher, erfragen erste Einschätzungen bei der Einsatzleitung.

O-TON Clemens Körner, Landrat: „Mir sind so noch nicht sicher, aber knapp an einer Katastrophe vorbeigekommen. Jetzt wird natürlich den ganzen Tag noch zu prüfen sein, dass die anderen Fahrzeuge und die befüllten Tanks wirklich dann so gekühlt werden, damit keine weiteren Schäden und Explosionen mehr erfolgen können.“

Solange müssen die 3000 Menschen von Harthausen raus aus ihren Häusern, aus ihren Wohnungen, weg von ihrer Arbeit.
Manche sträuben sich zunächst – wie dieser Apotheker. Die Druckwelle hat sein Schaufenster zerstört. Im Labor seien giftige Substanzen, die er nicht zurücklassen könne. Irgendwann im Laufe des Vormittags wird die Polizei die Sicherung seiner Apotheke übernehmen. Und Harthausen so gut wie verlassen.

Wer keinen anderen Unterschlupf gefunden hat, der kommt in die Sporthalle im benachbarten Dudenhofen. Kaum einer hier weiß so richtig, was kommt, was war.

VOXPOP „Der Schreck war groß. Erst hat man mal geweint und gezittert. Wo schlafen wir?“

Das pfälzische Gemüt geht unterschiedlich mit den Ereignissen um.

VOXPOP

Es ist Samstagmittag. Helfer des Roten Kreuzes bieten Essen und Trinken. Und Informationen.

O-TON Heiner Butz, Rotes Kreuz: „Es sind ganz viele Einsatzkräfte da und zu Ihrer Beruhigung. Ihr Eigentum wird überwacht. …“

Heiner Butz, der für seine saloppe Rede Applaus erntet, hat ganz bewusst so geredet. Mit ernster Miene würde er nur noch mehr beunruhigen. Das weiß er aus seiner Arbeit als psychosozialer Notfallbetreuer des Roten Kreuzes. Um 6 Uhr 07 ging sein Pieper an diesem Morgen. Katastrophenalarm. Schon nach dem Brand vor fünf Jahren in Ludwigshafen, als neun Menschen starben, leistete er Betreuung bei den Feuerwehrleuten; half ihnen, das Erlebte zu verarbeiten. Diese Seelenhilfe leistet er ehrenamtlich. Seit 19 Jahren. Nachts wird er ein Konzept für Harthausen ausarbeiten: Welche Hilfsangebote brauchen die Bürger, welcher der verletzten Feuerwehrmänner psychische Hilfe. Wir werden ihn wiedersehen.

Samstagmittag: Pressekonferenz der Einsatzleitung. Sachliche Information ist jetzt wichtig. Viele Gerüchte machen schon die Runde. So soll der Brand der Gashandlung auf Facebook angekündigt worden sein. Ein furchtbarer Verdacht: Brandstiftung?

O-TON Jürgen Schmitt, Polizeipräsidium Rheinpfalz: „Wir haben auch eine Ermittlungslage. Uns liegen erste Hinweise vor die ... aufklären.“

Erste Details von jenem Tatort zeigen, was Harthausen trotz allem für ein Glück hatte.

O-TON Peter Friedrich, Feuerwehr Ludwigshafen: „Der Tank drang hier in die Halle ein und da wieder raus. Deshalb: haben Sie Verständnis für die lange Zeit der Evakuierung.“

Die lange Zeit der Evakuierung: Zunächst sollte sie bis nachts um 2 dauern, dann geht sie doch bis Sonntagmittag. Das katholische Pfarrhaus in Dudenhofen wird kurzerhand zum Schlafsaal für Erwachsene und Kinder. Unterstützt von den Bürgern Dudenhofens.

O-Ton Annika Kröner, Pfarramt St. Gangolf, Dudenhofen:
"Es haben ganz viele nachgefragt, ob noch was zu brauchen wäre. Ob Kopfkissen, Bettdecken, ob alles vorhanden ist. Im Kindergarten in Dudenhofen war Kindergartenfest gestern, da bin ich vorbei gegangen und habe noch Essen mitbekommen. Die haben auch gleich gesagt: wir haben noch Zimmer frei. Wenn noch irgendwo Not am Mann ist, können wir noch jemanden einquartieren."

Am Sonntagmittag, einen Tag nach den Explosionen, erhält das Einsatzlagezentrum Besuch von der Politik. Ministerpräsidentin und Oppositionsführerin wollen Eindrücke sammeln, den Harthäusern Mut machen, den mittlerweile 450 Einsatzkräften Achtung zollen und den verletzten Feuerwehrleuten ihr Mitgefühl aussprechen. In einem Zelt erhalten die Vertreter aus allen Ebenen der Politik die neuesten Erkenntnisse über den genauen Hergang der Löschaktion. Währenddessen, draußen vor dem Zelt fahren die Autos nur in eine Richtung: Die Evakuierung ist beendet. Alle wollen zurück in ihr Dorf.
Endlich zuhause - nach 29 Stunden.

VOXPOP

Alles in Ordnung? Nein, bei weitem nicht. Was am Morgen zuvor für Schaden angerichtet wurde durch die Explosionen, ihre Druckwellen und herumfliegende Trümmerteile – das wird jetzt am Tag danach für alle sichtbar. Zum Glück traf das alles nur Häuserfassaden oder Autos, keine Menschen. Michael Schulz und Maike Böhme - die beiden, die in ihrem Haus direkt neben der Unglücksstelle leben - sie stehen nun nicht nur vor einem Scherbenhaufen.

O-TON Maike Böhme

Diese Explosionen haben auch Harald Löffler getroffen. Ortsbürgermeister ist er ehrenamtlich, sein Geld verdient er als Unternehmer. Doch in seiner Firma - 300 Meter vom Explosionszentrum entfernt – kann lange Zeit niemand arbeiten. Am Dach der Halle sind Risse zu sehen.

O-Ton: "Tja wie fühle ich mich? Wie man sich fühlt, wenn einem der Boden unter den Füßen weg hat...das ist meine Lebensgrundlage...auch Grundlage irgendwomit muss man ja sein Geld verdienen.“

Wird irgendjemand für die Schäden aufkommen? Wir fragen die Allianz, den Versicherer der Gashandlung. Sie teilt uns mit: Anwohner hätten rund 100 Schäden gemeldet. Schäden wie
am Haus von Familie Wurster. Es steht ein paar hundert Meter von dem Unglücksort entfernt - aber trotzdem hatte die Fassade mehrere Risse.
Die Verbandsgemeinde Dudenhofen richtet ein Schadensbüro ein. Anne Kuschnik leistet hier Hilfe. Etwa: Wie ist der Schaden richtig zu melden? Ganz wichtig seien Fotos als Beleg. Ständig klingelt es.

O-TON Wenn dann Bürger anrufen, die nicht wissen, was sie machen sollen – das geht einem natürlich nahe. Ich helfe, was ich helfen kann ich googel nach Firmen, um ein bisschen Hilfestellung zu geben.

Es wird ein Jahr brauchen, bis der größte Teil der Schäden reguliert ist. Kosten von mehr als 10 Millionen Euro...

Warum alle diese Schäden entstanden sind, die Ursache für den Brand, die Explosionen, das versuchen die Ermittler rauszubekommen.

O-TON„Aus dem Schadensort ist nun ein Tatort geworden. Wir ermitteln in alle Richtungen.“

Was ist hier bloß am Morgen des 28. September 2013 passiert? Ist jemand in das Gelände eingedrungen und hat Feuer gelegt? Für diese Variante spricht, dass zuerst zwei Lastwagen brannten, die 50 Meter auseinander standen. Das Feuer ist also nicht von einem LKW zum anderen übergesprungen. Und: Der Besitzer erhielt nach eigenen Angaben seit mehreren Monaten Drohungen. Am Telefon und übers Internet. Die Polizei konnte sie nicht zurückverfolgen.

Das alles erzählte der Gashändler dem Hörfunkreporter Sebastian Barth kurz nach den Explosionen, bevor der Anwalt dem Gashändler Stillschweigen nahelegte.

O-TON Sebastian Barth, SWR-Reporter: “Er hat mir gesagt, wer wurde bedroht und zwar ging das schon mehr als ein Jahr. Am Telefon und im Internet. Am Telefon sei er angeschrieen worden: Ich mache Dich platt Du Schwein. Er hat sich auch an die Pozilei gewandt und die haben aber gesagt, dass diese Drphanrufe immer von Prepaid-Handys aus getätigt wurden und Internetcafés aus.”

Stammten jene Drohungen vom Verursacher der Explosionen im Gastanklager?

ATMO „Willkommen zur Sonderausgabe zur Gas-Explosion in der Pfalz.“

Die Berichterstattung über das Inferno von Harthausen wird auch in den Niederlanden verfolgt. Von dort erhalten wir kurz nach den Fernsehberichten eine E-Mail der TNO, der Organisation für angewandte Forschung - einer Art niederländisches Fraunhofer-Institut. Die Fachleute dort erprobten Ummantelungen für Gastanks. Damit sollen Explosionen wie die in Harthausen hinausgezögert oder gar verhindert werden. In Versuchen hielten ihre Gastanks mit einem Mantel aus Epoxidharz mehr als anderthalb Stunden länger dem Feuer stand als herkömmliche. Auf Grund dieser Ergebnisse beschloss die niederländische Regierung, dass Flüssiggastankwagen mit dieser Ummantelung nachgerüstet werden. Was viel Geld kostet und deshalb in Deutschland kaum Unterstützer findet, wie die Niederländer sagen -
es hätte den Feuerwehrleuten in Harthausen vielleicht mehr Zeit zum Löschen des Brandes verschafft.

So aber wurden 17 Feuerwehrleute verletzt, einige von ihnen schwer. Heiner Butz betreute sie. Er mochte damals nicht über Details der Verletzungen sprechen. Jeder Feuerwehrmann würde sich wiedererkennen. Das wäre ein Vertrauensbruch. Wir fragten trotzdem zaghaft.

O-TON Butz

Gemeinsam mit Heiner Butz fuhren wir damals zu der Halle, in die der andere Gastank eingeschlagen war. Aus der Luft wird seine Flugdistanz deutlich. Vom Explosionsort bis zur Halle zählen wir neun Wohnhäuser.

O-TON Butz: „Es ist wirklich schwer zu begreifen. Wir sind ja jetzt erstmal hier!“

Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir an der Halle angelangt. Familie Thienel-Uebachs erlaubte uns, bei den Aufräumarbeiten zuzusehen. Dieser tonnenschwere Tank hätte auch quer durchs Dach in einem Schlaf- oder Kinderzimmer einschlagen können.

O-TON Gisela Uebachs: „Hinten dran 20 Meter weg wohne ich. Ich stehe neben mir. Fragen Sie mich in einem halben Jahr noch mal.“

Als hätte sie damals gewusst, wie lange der Wiederaufbau dauern würde. Erst acht Monate später stand die Halle wieder so da wie vorher. Im Mai war Wiedereinweihung. Dazwischen war Winter.

O-TON Mark Thienel: "Wir haben den ganzen Winter mit offener Halle gelagert und produziert."

O-TON Gisela Uebachs: "Die Hälfte vom Dach war ja weg wegen Einsturzgefahr, Plane hingehängt."

Einen Fehler machte die Familie beim Wiederaufbau: Der Anstrich des Anbaus hat offensichtlich die falsche Farbe.

O-TON Gisela Uebachs: "Das Orange erinnert mich immer an die Nacht."

Gut eine halbe Million Euro Schaden waren damals entstanden, 95 Prozent davon seien reguliert worden, erzählen Gisela Uebachs und Mark Thienel jetzt, zum Prozessbeginn gegen die beiden mutmaßlichen Brandstifter. Ob die beiden Erwartungen an die juristische Aufarbeitung haben?

O-TON Gisela Uebachs: „Ich hab da lange drüber nachgedacht... kein Gerichtsurteil kann mir das wieder geben.“

Eine Woche nach dem Unglück geben die Feuerwehrleute eine Abschlusspressekonferenz. Mit dabei: Stefan Zöller, Leiter der Feuerwehr in Dudenhofen. Er und 21 weitere Kameraden waren die ersten an der Brandstelle.

O-TON Stefan Zöller

Stefan Zöller ist nicht nur Wehrführer. Auch Vater. Und sein 22 Jahre alter Sohn ist bei dem Einsatz dabei. Der Sohn steht ganz vorne am Strahlrohr als es knallt:

O-TON Stefan Zöller

So sahen ihre Anzüge aus, nachdem das Feuer über sie hinweggewalzt war.

O-TON André Grüner, Feuerwehrmann

Das erzählten sie uns im November vergangenen Jahres. Jetzt sind sie Nebenkläger im Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Brandstifter. Da sie alle auch als Zeugen aussagen, möchten sie jetzt keine Interviews mehr geben.

Waren sich die Täter bewusst, in was für eine Gefahr sie die Feuerwehrmänner bringen? Nur die Täter selbst können das sagen. Doch wer sind sie?

Zwei Monate später, im Dezember, schlagen die Ermittler zu: Festnahme. Ein 40 Jahre alte Schrotthändler aus Mittelfranken und seine 27 Jahre alte, ehemalige Lebenspartnerin. Sie werden heute getrennt voneinander dem Gericht vorgeführt. Sie sollen sich nicht miteinander sprechen können, sitzen in unterschiedlichen Haftanstalten ein.

Er soll als Haupttäter das Gastanklager mitten in der Nacht in Brand gesteckt haben, um so den Besitzer und seine Familie zu töten. Die Anklage deshalb: versuchter Mord.

O-TON Benjamin Mais, Staatsanwaltschaft Frankenthal

Sie habe auf Drängen des Haupttäters mit ihm die Benzinkanister zum Tanklager geschafft, soll Schmiere gestanden haben. Darüber hat sie laut Staatsanwaltschaft ein umfassendes Geständnis abgelegt. Aber: Hat sie geahnt, was sie anrichtet?

O-TON Christian Bruns, Sprecher Landgericht Frankenthal: „Das können Sie allein schon der Tatsache entnehmen, dass die Staatsanwaltschaft..."

Darüber könnte er vielleicht mehr sagen. Er soll die Mitangeklagte durch wiederholte Misshandlungen gefügig gemacht haben, damit sie ihn bei der Tat unterstützt. Doch der mutmaßliche Haupttäter schweigt bis jetzt zu den Vorwürfen. Das lässt darauf schließen, dass seine Anwälte von einer dürftigen Beweislage ausgehen. Eine Aussage könnte von Nachteil für ihn sein.

O-TON Christian Bruns, Sprecher Landgericht Frankenthal: "Jeder hat das Recht, nichts zusagen."

23 Zeugen sollen vernommen werden. 15 Verhandlungstage hat das Gericht angesetzt. Mitte November will das Gericht hier das Urteil fällen. Vielleicht lebenslänglich für den Haupttäter.

Und die Familie, die das Gastanklager betreibt, die Menschen, denen der Mordversuch galt? Wir dürfen auf ihrem Gelände filmen. Interviews geben möchten sie uns aber nicht. Sie möchten mit dem Fall abschließen. Videoüberwachung, die nach den Explosionen zur Auflage wurde, sei aber schon installiert. Genehmigungen für eine Wiederaufnahme des Betriebes stehen teilweise noch aus.

Nach den Gasexplosionen überprüfte die Gewerbeaufsicht alle weiteren Flüssiggasanlagen in der Pfalz. Ein Inferno wie das in Harthausen soll sich nicht wiederholen.

ABSPANN und ENDE



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