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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Integration: Geflüchtete in der Passklemme

Sendedatum: 07.03.2020 • Format, Länge: Rep 2:37 • Sender: ARD

Es ist paradox: Deutschland hat vielen, die vor dem Regime in Syrien oder auch Eritrea geflohen sind, Unterschlupf gegeben. Dann verlangt Deutschland aber, dass sich die Geflüchteten ausgerechnet in den Botschaften dieser Herkunftsländer die Pässe verlängern lassen. Gegen Geld. Teilweise gegen viel Geld. Der Grund ist die Mitwirkungspflicht eindeutig nachzuweisen, wer der Geflüchtete ist. Sicherheitspolitisch durchaus verständlich – das verstehen auch die Geflüchteten. Ein Dilemma, das schwer zu akzeptieren ist, bleibt es trotzdem.

Gemeinsam syrisch kochen und essen – die erste Bedingung für das Treffen mit zwei Syrern, die in einem Dilemma stecken. Traditionelle Küche für das Fernsehteam aus Dankbarkeit, stellvertretend für die Deutschen, die ihnen Zuflucht ermöglicht haben. Zweite Bedingung: Die beiden dürfen nicht erkannt werden. So sprechen wir auch ihre Stimmen nach, obwohl sie ziemlich gut Deutsch können. Der syrische Geheimdienst schaue auch deutsches Fernsehen und suche die beiden, weil sie nicht als Soldaten Assads im syrischen Bürgerkrieg gegen die eigenen Landsleute schießen wollten.

O-TON Stimme nachgesprochen: „Assads Leute nehmen meine Familie immer wieder fest und werden sie immer wieder foltern, solange, bis ich nach Syrien zurückkomme.“

O-TON Stimme nachgesprochen: „Die Leute vom Militär haben meinen Bruder geschlagen. Sie fragen Familien nach ihren Söhnen. Wissen die nichts, werden sie mitgenommen. Dann heißt es: ,Sobald Ihr sagt, wo Euer Sohn ist, kommt Ihr frei.'“

Lahme bi Karaz, syrische Fleischbällchen in Kirschsauce, soll es heute geben. Wie in ihrer Heimat. Dort gibt es Foltergefängnisse wie das Saidnaya: Tausende Menschen kamen hierher, viel weniger kehrten zurück. Familien melden ihre desertierten Söhne als verschwunden, manchmal sogar als tot, um dem zu entgehen. Nun müssten jene Söhne Pässe beantragen, in der syrischen Botschaft, auf syrischem Hoheitsgebiet!

Denn wer hier in Deutschland unter subsidiärem Schutz steht, muss zunächst nach einem, dann wieder nach zwei Jahren die befristete Aufenthaltserlaubnis erneuern. In dieser Zeit ist aber der syrische Pass oftmals bereits abgelaufen oder wurde schon vorher vom Militär einbehalten. Doch das deutsche Gesetz pocht auf das Papier als Identitätsnachweis und bringt so Angehörige in Syrien in Gefahr.

Und dann ist da noch ein anderes paradoxes Problem: Der syrische Pass kostet 300 bis 400 Euro – Geld, das aus deutschen Steuern stammt, falls die aus dem Bürgerkrieg geflüchteten hier Sozialleistungen erhalten.

O-TON Stimme nachgesprochen: „Ich kann einem Diktator nicht 300 oder 400 Euro zahlen und ihm damit helfen. All das Geld geht zum Militär und in den Krieg in Syrien.“

O-TON Stimme nachgesprochen: „Wenn ich Assad das Geld für den Reisepass zahle, dann kann dieses Geld Familien töten. Nicht nur meine, sondern die vieler Syrer.“

Natürlich solle Deutschland einen Beweis für die Identität von Geflüchteten haben, sagen die Syrer, während der Maqluba, der gestürzte Reistopf, auf den Tisch schwebt. Immerhin: Manche Ausländerbehörden drückten mittlerweile ein Auge zu. Tun sie das aber nicht, zwingen sie Bürgerkriegsflüchtlinge in das Pass-Dilemma.



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