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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Kanzlerkandidat: Das ewige Lied des Leids

Sendedatum: 25.01.2017 • Format, Länge: Rep 2:15 • Sender: ARD

Sigmar Gabriel zieht sich zurück und Martin Schulz wird Kanzlerkandidat. Dass die Entscheidung dann doch plötzlich fiel, hat viele überrascht. Dass sie so fiel, nicht. Denn der Platz des Kanzlerkandidaten ist für die SPD ein heißer Stuhl. Gegen die CDU ist selten ein Stich zu machen. So geht es seit Jahren und es ist immer dieselbe Leier.

Das Lied der Genossen scheint in die Jahre gekommen. Wenige Wähler singen es noch mit. So konnten seit der Wiedervereinigung selten SPDler, die in den Kampf um die Kanzlerschaft zogen, diesen Kampf auch gewinnen. Wie 1990 der damalige saarländische Regierungschef Oskar Lafontaine. Er besetzt klassische, sozialdemokratische Themen, attackiert Amtsinhaber Helmut Kohl, wie er mit Steuergeld umgehe:

O-TON Oskar Lafontaine, SPD-Kanzlerkandidat 1990: „Da hundert Milliarden, da fünfzig Milliarden und Helmut Kohl sitzt vorm Aquarium und studiert, was eine Zahl mit 12 Nullen ist.“

Aber gegen den Kanzler der Einheit kommt er nicht an. Ebenso ergeht es vier Jahre später Rudolf Scharping. Wahlkampfauftritte in Stadien sind seine Sache nicht. Er radelt lieber mit seinen Wählern, gibt sich bürgernah, beständig, beharrlich. Für viele aber auch zu behäbig.

O-TON Rudolf Scharping, SPD-Kanzlerkandidat 1994: „Es fehlt am politischen Willen, aus der verhandenen Arbeit bezahlte Arbeitsplätze für die Menschen in Deutschland zu machen.“

Als amtierender Außenminister fordert Frank-Walter Steinmeier die Amtsinhaberin Angela Merkel im Jahr 2009 heraus – auch ohne Erfolg. Die Partei verprellt vor allem Geringverdiener und Arbeitslose, ihre Stammwähler. Warnungen vor der Konkurrenz verhallen.

O-TON Frank-Walter Steinmeier, SPD-Kanzlerkandidat 2009: „Das wird sozialer Kahlschlag für viele sein. Und, meine Damen und Herren, da spüre ich einen klaren Auftrag für alle hier auf dem Platz, meine Damen und Herren.“

Peer Steinbrück führt die SPD 2013 in den Kampf um die Kanzlerschaft. Trotz Erfahrung als NRW-Ministerpräsident verschafft ihm seine Wahlkampagne den Namen Pannen-Peer. Ein Höhepunkt dieser Tiefpunkte: diese Geste, für viele eines Kanzlers unwürdig.

O-TON Peer Steinbrück, SPD-Kanzlerkandidat 2013: „Ich finde, wir sollten alle den Humor auch haben in einem Wahlkampf. Diejenigen, die ihn nicht haben, die sollen in den Keller gehen zum Lachen.“

Dem Medienkanzler und Machtmenschen Gerhard Schröder gelingt es als einzigem, Willy Brandt und Helmut Schmidt zu beerben. 1998 siegt er über Helmut Kohl. Womöglich nur, weil Kohl es nicht vermochte, fällige Reformen anzupacken. Die Personalfrage SPD-Kanzlerkandidat: Sie bleibt ein Lied des Leids.



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• LKW-Anschlag: Sichere Informationen und unsichere Interpretationen

Sendedatum: 20.12.2016 • Format, Länge: Rep 3:55 • Sender: ARD

Soweit die Informationen, die uns bisher vorliegen. Vieles ist noch unklar. Und sowohl rund um den Tatort als auch im Internet spielt sich jetzt naturgemäß viel ab. Beide – die Beobachter am Tatort als auch die Internetnutzer vor ihren Bildschirmen – wähnen sich jetzt gerade gleichermaßen nah am Geschehen, scheinen Wirklichkeit vermittelt zu bekommen: Private Handyvideos senden live ins Internet, Zeugen schreiben von ihren Eindrücke und über das, was sie glauben zu wissen. Aber wie lässt sich erkennen, was davon sichere Informationen und was nur unsichere Interpretationen sind? Juri Sonnenholzner mit ein wenig Orientierungshilfe für diese Informationsflut, der wir jetzt gerade ausgesetzt sind.

Eine Lage nennen Einsatzkräfte das, was jetzt gerade passiert. Eine Lage ist jedes Mal wieder unübersichtlich. Zu viele Informationen tauchen zu schnell auf einmal auf. Was davon ist wahr und wichtig, was falsch und gefährlich?

Beispiel: Der Amoklauf von München im Juli (2016). Eintreffende Polizisten rücken mit Waffen an, manche von ihnen sind aber noch zivil gekleidet. Passanten halten sie für Angreifer. Diese Fehleinschätzung verbreitet sich im Internet. Die Folge: Panik in anderen Stadtteilen, dessen Bilder sich wieder im Internet weiter verbreiten. Am Hauptbahnhof flüchten Menschen über die Gleise. Einsatzkräfte werden gebunden an einem Ort, an dem gar keine Gefahr besteht.

Dazu geführt hatten Internetplattformen und private SMS. Eine zuverlässigere Quelle kann das System Katwarn sein: In Gefahrensituationen wie heute schicken darüber Polizei und Feuerwehr Informationen aufs Smartphone.

Im Internet drohen stattdessen falsche Informationen. Kurz nach den Anschlägen auf den Flughafen und die Innenstadt von Brüssel im März kursiert dieses Video. Es zeigt aber einen anderen Anschlag in Russland Jahre zuvor. Dahinter steckt Geltungssucht oder Geldsucht.

Mit den Klicks auf so ein Video lässt sich Geld verdienen. Oder Politik machen: Nach einer Beziehungstat auf einer Straße in Reutlingen streute etwa die lokale AfD falsche Informationen über den Täter.

Ob unüberlegt oder in voller Absicht: Die Polizei bittet bei einer Lage wie jetzt schnell um Zurückhaltung im Internet. Es soll keine Bilder von Tatorten geben. Videos wie diese sind nicht nur entwürdigend. Täter sehen so auch, wo ihre Gegner sind, die Einsatzkräfte.

Das hatten sie ausgerechnet in München leidvoll lernen müssen: Beim Terroranschlag im Olympiapark 1972 sehen die Geiselnehmer im Fernsehen, wo die Scharfschützen Position beziehen.
Mittlerweile kann jedermann live senden übers Internet. Niveaulos Neugier befriedigen – auch auf Kosten der Rettung.

O-TON Matthias Bockius, Polizei Ingelheim, 23. Mai 2016: „Das negativ herausragende war ein 35 jähriger Familienvater mit seiner dreijährigen Tochter. Unmittelbar hier auf dem Boden lag der Schwerverletzte, wurde vom Notarzt behandelt, der mittlerweile da war. Er hat keine Distanz eingehalten, steht mit seinem Kind unmittelbar am Verletzten und hält das Kind noch über den Verletzten drüber, damit das Kind noch besser schauen kann."

Nur selten haben Handyfilme auch einen Nutzen: Menschen erkannten den Amokläufer von München im Internet, gaben der Polizei so Informationen über dessen Motive. Doch selbst das kann untergehen, wenn zuviele Menschen den Polizeinotruf mit Mutmaßungen blockieren. Am Abend des Amoklaufs musste die Polizei München 4000 Anrufe bearbeiten. Gewichtung des Wesentlichen fällt da schwer.

Und Hobbyfilmer und Gaffer vergessen: Sie sind in Gefahr, denn es könnte zu einem zweiten Angriff kommen, wie im November 2015 in Paris: Zehn Minuten liegen zwischen erster und zweiter Explosion, herbeigeführt durch Terroristen. Durch den Doppelschlag wollen sie mehr Chaos verursachen.

So etwas lernen Einsatzkräfte und auch manche Journalisten in speziellen Kursen. Ein Lehrinhalt, der Handyfilmern fehlt: Ob Terroristen oder Amokläufer, beide sind fest entschlossen zu töten. Deshalb gilt ausweichen, verstecken, flüchten. Nicht stehen bleiben wie Gaffer, die so zum leichten Ziel werden.

Oder gar den Helden spielen: Zwei der Männer, die im August 2015 einen Attentäter in einem Thalys-Schnellzug nach Paris überwältigten, waren ausgebildete Soldaten. Und selbst sie hatten Glück: Die Kalschnikow des Attentäters war kaputt.

Jeder Polizist, der das alles Umstehenden erst mal vermitteln muss, um für Sicherheit zu sorgen, der fehlt, wenn es um wichtigere Aufgaben geht im Fall einer Lage wie heute.



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