Textarchiv

Sendedatum: 09.12.1999 • Format, Länge: Rep, 4:30 • Sender: BTV

Schwenk und Travelling durch Schminke
Off: Schauspielerin
Musik Solsburry Hill
Seit elf Jahren gibt es in Pforzheim eine Schauspiel-Truppe, die mit viel Elan anderes, andersartiges Theater spielt. In einem selbstgebauten Pavillon. Es sind keine Berufsschauspieler. Sie machen das neben ihrem "richtigen" Beruf, dennoch fehlt es ihnen nicht an Professionalität, an dem darstellerischen Ausdruck, der das Publikum in ihren Bann zieht. Jedes Jahr, immer in der Weihnachtszeit, wird ein neues Stück präsentiert. Und das kleine Theater am Rande des Industriegebiets Wilferdinger Höhe verwandelt sich in einen kleinen Tempel der Erzählung, der Zauberei, der Kunst.

Oton "Askalun", was ist das?

Dieses Jahr spielt die Truppe "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing. Es war Lessings letztes, und bekanntesetes Werk, das er 1780 schrieb, ein Jahr vor seinem Tod. Aber auch wenn das Werk über 200 Jahre alt ist, für das Askalun ist die Thematik - welche Religion ist die richtige - aktueller denn je.
Oton Was bringt Dir Nathan der Weise?

Sand auf der Bühne, das Bühnenbild in Form eines Beduinenzelts, die Sonne brennt... Nathan ist zurückgekehrt nach Jerusalem. Der dritte Kreuzzug wütet im vorderen Orient. Christentum, Islam und Judentum treffen aufeinander. Ein Tempelherr, der Beschützer der christlichen Pilger, verliebt sich in Recha, die Tochter Nathans. Recha ist Christin. Nathan nahm sie in Obhut. Der Tempelherr verklagt Nathan beim Patriarchen, dem fanatisch christlichen Oberhaupt Jerusalems.
Hochziehen Szene
Oton zu Nathan

Auch wenn die Schauspieler eine Inszenierung mit Leichtigkeit und viel Humor darbieten: die Dramaturgie des mehr als zwei Stunden langen Stücks zu halten, ist eine große Herausforderung für die jungen Leute. Daher forderte der Regisseur seine Schützlinge. Manfred Bender stachelte sie zu immer größerer Leistung an, formte ihre Disziplin, ab und zu forsch, besonders bei der Generalprobe..
Hochziehen "Das ist dämlich"
Oton: Bender: Ich will sie "f*!?en"
Otöne: Wir brauchen das....

Es sind ambitionierte Schauspieler die da in Pforzheim zu sehen sind. Bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag sind sie im Freitag, Samstag und Sonntag abends zu sehen - im Askalun auf der Wiferdinger Höhe

Telefon Einblenden 07231/10 24 24
Mit Musik raus

Sendedatum: ??.11.1999 • Format, Länge: Reporter, 3:30 • Sender: BTV

Anmod:
Zur Zeit läuft im Badischen Landesmuseum eine Ausstellung über die Möbel von Egon Eiermann. Bürostühle, Arbeitstische, Kommoden, und Liegestühle, die zu einem erholsamen Päuschen einladen. Jeder saß schon mal auf einem Stuhl, dessen Form im Kopf von Egon Eiermann entstand. Aber er beschäftigte sich nicht nur mit Möbeln. Als Professor für Architektur lehrte er an der Universität Karlsruhe. Ein Grund für Unikath-Tv, über sein Werken, aber auch sein volles Leben zu berichten.
Text:
Otöne Prof. Dr. Wulf Schirmer / Institut für Baugeschichte
Hildegund Brandenburg / studierte bei Egon Eiermann
"Er war faszinierend, lustig, seine Vorlesungen waren einzigartig..."
FOTOS
Egon Eiermann. Sein Name ist vielen unbekannt. Die Ergebnisse seines Schaffens nicht. In Berlin steht neben der Ruine der Neubau der Kaiser-Wilhelm Gedächtnis-Kirche
In Bonn ragt das ehemalige Bundes-Abgeordneten-Hochhaus in den Himmel - der lange Eugen.
Die Pläne seiner Bauwerke - sie werden feinsäuberlich archiviert. Einen ganzen Raum füllen seine Ideen. 30 000 Pläne, Zeichnungen und Entwürfe lagern in den Archiven der Architekturfakultät, an der er von 1947 bis zu seinem Tod lehrte.
Karlsruhe behandelte den Wahlkarlsruher eher stiefmütterlich. Nur ein Gebäude gibt es hier. Und das steht auf dem Gelände seiner Universität.
Off: Schirmer beschreibt Versuchskraftwerk
STUHL IN VERSUCHSKRAFTWERK, DANN VON AUSSTELLUNG
Bei all den großen Bauten - Eiermann beschäftigte sich auch mit dem Detail. Es gehörte zu seinem Leitmotto. Nicht nur die Hülle, auch das Innenleben des Hauses muss einer Feder entspringen. So war Eiermann Architekt, Raumausstatter, Designer in einem.
EIERMANN IN STUHL; SOLO; DANN MIT STUDENTEN
Seine Stühle stehen still da, unbewegt - trotzdem mit Schwung, Spannung. So war auch das Leben Egon Eiermanns. Er war ein Lebemann - sagten seine Studierenden über ihn. Er vermittelte seine Lebenserfahrung den Studentinnen und Studenten eindringlich, schärfte ihr Bewußtsein für Raum-Ökonomie, Gestaltungs-Vielfalt, Kreativität, aber auch Gradlinigkeit.
Off Brandenburg "Wir mussten Mappe mit Herrenmode anlegen..."
Am 19.Juli 1970 starb Egon Eiermann in Baden-Baden im Alter von 65 Jahren an einem
Herzinfarkt. Die Bestürzung der Studenten war groß.
Mit seinem Tod starb auch langsam sein Architekturstil. Viele seiner Architekturstudenten lassen Eiermann-Elemente in ihre Entwürfe mit einfliessen. Aber der große Run auf Gebäude mit Beton-Kernen und Stahlaussenhaut ist vorbei.
Otöne Warum will das niemand mehr?
In Fachkreisen hat Egon Eiermann Unsterblichkeit erlangt. Und auch für den Passanten, der sich nicht in der Baugeschichte auskennt